Diskussion um die Form der OEG Bantam von Peter Dick

Diskussion um die Form der OEG Bantam von Peter Dick, Ireland

Übersetzt : Michael Peter 09/2014

 

Die Form der Gewinnertiere ist gleich neben der Größe wahrscheinlich das heißeste Thema auf jeder Schau. Jeder versucht vor dem Einsetzen vorauszusehen, welchen Typ, Form, Größe und Stil der jeweilige Preisrichter bevorzugt.


Der O.E.G.B.C. - Standard
Aktuell wird die Form des Tiers mit maximal 20 % bewertet.
Das gleiche gilt für Kopf und Läufe zusammen.
Weiterhin lässt der Standard 15% für das Handling zu.
Handling bedeutet nicht, wie auch ich immer annahm, die Form des Tieres in der Hand zu bewerten, vielmehr bedeutet es die Überprüfung / Bewertung von Symmetrie, Klugheit, Härte des Körpers / Muskulatur, der Kondition und der Konstitution.
Wir lesen im Standard bezüglich der Körperform, dass der Rücken kurz, flach, breit an den Schultern, sich verjüngend zum Schwanz hin, sein soll. Die Brust soll breit sein, voll, ausgeprägt, mit großen Brustmuskeln. Brustbein nicht tief oder spitz. Außerdem soll der Bauch klein und fest  sein.
Und das wär´s – kein Bild, kein Diagramm, nichts darüber wie kurz? Wie breit? Oder darüber wie der Körper sich verjüngen sollte.
Unser Standard bei den OEG Bantam schon ausführlicher als der eigentliche Carlisle- oder Oxford  -Standard, lässt aber immer noch eine Menge Platz für Interpretationen.
Das Problem
Das Problem mit der Standardbeschreibung ist, dass sogar diese wenigen Worte unterschiedliche Bedeutung für die meisten Leute haben können. Wenn wir einmal ehrlich sind, ist es nur allzu menschlich das wir  alle jeweils unser eigenes Bild eines perfekten Tieres vor Augen haben, wenn wir die Worte des Standards lesen. Dabei tendieren wir dazu, die Worte im Standard so zu interpretieren, dass sie unserem jeweiligen Idealbild eines Tieres entsprechen.
Um dies zu umgehen suchten die Züchter früherer Zeiten ein Bild (einen Gegenstand)  mit dem man die Vorgaben des Standards konstant vergleichen konnte.
Keines dieser Dinge wird in irgendeinem Standard tatsächlich erwähnt oder vorgeschlagen.
Einige frühe Autoren benutzten dafür schnell erfassbare, bekannte Alltagsgegenstände um die Körperform der Tiere zu beschreiben.
Das Dreieck
In seinem Buch  Old English Game Bantam  zeigt Joseph Betty  ein gleichschenkliges Dreieck um einen balancierten Rücken darzustellen.
Unter der Zeichnung schreibt er: In der Realität sollte der Rücken  von oben betrachtet – eine Herzform aufweisen, was im Endeffekt einem abgerundeten Dreieck entspricht.
Es ist interessant, dass frühe Züchter, obwohl Ihnen das Dreieck als Form unzweifelhaft bereits bekannt war, dies nie als Ideal anstrebten oder als Vergleich benutzen.
Stattdessen wurden wiederkehrend drei Objekte für den Vergleich mit der Körperform immer wieder genannt ein Bügeleisen, ein Ochsenherz oder eine Kegelform, in diesem Fall eine Zapfenform  (Pinien -Kiefernzapfen).

 

Ein Rücken wie ein Bügeleisen!
Das ursprüngliche (historische) Bügeleisen variiert in der Form
und den Proportionen etwas. Die modernen Bügeleisen sind fast
identisch in Form und Proportionen. Die Form des historischen
Bügeleisens repräsentiert die Form der Zwerge von oben betrachtet,       
und wie man sehen kann ist der breiteste Teil ganz vorne und
repräsentiert den Flügelbug. Das bedeutet der breiteste Teil ist
der vorderste Punkt der Front. Die Seiten des Bügeleisens verjüngen
sich gleichmäßig zu einer feinen Spitze und sind  gerundet.
Die gesamten Proportionen von Breite und Länge sind 1 zu 1,5.
Das Bügeleisen-Modell repräsentiert auch ein anderes, sehr wichtiges Merkmal des Rückens – das er absolut flach sein sollte, ohne Vertiefungen oder Erhebungen. 

Buegeleisen

Das Herz der Sache
Das Bügeleisen gibt uns ein zweidimensionales Bild der Körperform die
frühere Züchter begehrten. Im Jahr 1968 schrieb Joe Fidler, dass der Rücken
geformt sein sollte wie ein Ochsenherz in zwei Hälften geschnitten.
Dies gibt uns ein dreidimensionales Denkmodell für die Körperform.
Das Herz, in zwei Hälften geschnitten zeigt uns den flachen Rücken
(Schnittfläche ), und wenn man es von der Seite betrachtet, die runde
Brust oder gerundete Front und einen Aufwärtsschwungdurch die Beine
zum Schwanz hin. Manche Autoren beschreiben die Herzform als mit
abgeschnittener / entfernter Oberseite „, was bedeutet, dass die Venen etc. vom eigentlichen Herz entfernt werden, was die eigentliche Herzform, wie oben beschrieben, deutlicher macht (siehe Foto).
Im Jahrbuch von 1971 des Poultry Club – Jahrbuchs bat Major C.C. Stevens die Züchter darauf zu achten, balanciertere Tiere zu züchten, und machte deutlich, wie nach dem Krieg die Rücken der Tiere sehr viel kürzer gezüchtet wurde, bis zum Extrem in den 1960 er Jahren. Daraus resultierte ein unnatürlicher, gestelzter Gang mit zur Seite abgespreizten Extremitäten ( Flügeln ) wenn sie sich bewegten“.
Mit seinen Worten: Die Form des Körpers in der Hand sollte von oben betrachtet, breit an den Schultern sein, und sich zum Schwanz hin verjüngen, ebenso wie ein Ochsenherz in zwei Hälften geschnitten. Dieses Erfordernis, das grundsätzlich verstanden wurde, lässt jedoch weitere Interpretation zu. Einige Gewinnertiere erhielten große Belobigungen, weil sie diese Merkmale in extremer Ausprägung zeigten. Tatsächlich zeigten sie die Dreiecksform, sehr breite Fronten, die sehr schnell und stark zu einer schmalen, knappen Schwanzpartie verjüngten.
Es ist vielleicht nicht allgemein anerkannt oder bewiesen, aber wenn man von solchen Tieren züchtet, werden die Hennen der Nachzucht kaum noch legen, aufgrund der extremen Reduzierung des Körpers in dem Bereich, in dem sich der gesamte Legeapparat befindet.“
Im Jahrbuch von 1974 benutzten B und T. Wilkinson ebenso das Ochsenherz als Ideal und schreiben: Suche nach einem Tier......mit einer gut gerundeten front, breiten Schultern, abgerundeten Seiten, einem flachen, Rücken mit guter Verjüngung zum Schwanz hin.
Der Körper sollte flach sein.

Ochsenherz

Die Kegelform
Mr. Batty ist der Meinung, dass die Herzform das Gleiche ist wie die Kegelform,
zumindest in Beziehung auf die Großrasse, während bei den Zwergen eine
weit ausgeprägter Brustpartie gefordert ist. Diese tendiert dazu wesentlich
gerundeter zu sein, als man dies bei der Großrasse findet. Diese gerundete
Front tendiert dazu dem kleineren Körper der Zwerge zu schmeicheln,
ihm harmonische, ansprechende Linien und Proportionen zu verleihen.

Kiefernzapfen


Handling
Heute verstehe ich nicht, wie man ein Tier in der Hand bewerten will, ohne das man dies zuerst in Bewegung gesehen hat. Aber wir alle haben es schon getan.
Dabei riskieren wir, dass bei dem Tier die Grundanforderungen schon nicht vorliegen.
Wenn man das Tier in Bewegung gesehen und beurteilt hat, wie nimmt man es hoch,
wie hält man es? Wirkt sich die Art wie man das Tier auf der Hand hält auf die Beurteilung, die Bewertung aus? Hält man alle Tiere immer in gleicher Art und Weise in der Hand, oder passt sich der Griff doch evtl. dem jeweiligen Tier, der Körperform des Tieres an?
Manche Züchter halten die Tiere so in der Hand, dass diese wesentlich besser aussehen, als wenn man es selbst in der Hand hält. Diese Züchter helfen etwas nach, damit das Tier die Richtige Form zeigt. Meine persönliche Meinung ist, dass man dies möglichst vermeiden sollte.
Ein Tier das auf der Hand in Bezug auf Klugheit und Aufmerksamkeit bewertet werden soll, braucht so etwas nicht, es sollte gut in der Hand liegen mit guter Kontraktion der Schwingen und Schenkel. Die Körperform sollte dabei von selbst deutlich sichtbar werden wenn es auf der Hand ruht, egal ob es auf irische Art und Weise, stark mit dem Brustbein auf dem Zeigefinger ruhend gehalten wird, oder auf englische Art und Weise, mit dem Daumen auf der Oberseite des Tieres und den Fingern im 90 Grad – Winkel unter dem Brustbein. Die schottische Version des Handlings zwei Finger vor, zwei Finger hinter den Schenkeln( nach Andy Kerr ) erlaubt auch eine Beurteilung des Verhältnisses von Körperlänge und Position der Läufe (Anm. Übersetzer: wichtig für eine gute Balance der Tiere).
Bei der walisischen Art wird das Tier mit gleichmäßig gespreizten Fingern an den Seiten gehalten.
Viele lieben den etwas abstehenden Flügelbug. Er täuscht auch oft mehr Frontbreite als vorhanden vor. Meiner Meinung nach sollte der Flügelbug nicht vom Körper abstehen, denn dies steht  dem alten Ideal entgegen, bei dem die Hähne beim Kampf darauf angewiesen waren, dass die Flügel eng am Körper anliegen, um dadurch lebenswichtige Organe  vor den Sporen des Gegners zu schützen.

Nun bleibt nur noch zu sagen, dass all diese Denkmodelle naturgemäß Variationen in den Proportionen zulassen, und deswegen nur als Anhaltspunkt und zur Visualisierung der Form bei den Altenglischen Zwergen dienen sollte, und nicht als mathematische Beschreibung der Proportionen.